Suche

Historie von Haus & Grund Wiesbaden

Weiterempfehlen Drucken

Geschichte

Haus & Grund – ein Schlagwort, das spätestens in den letzten zehn Jahren für die einen zum Sympathiebegriff und für die anderen zum Schreckgespenst geworden ist. Haus und Grund Wiesbaden heißt unsere Vereinigung erst, seit sich ab 1993 der Zentralverband, alle Landesverbände und die meisten Ortsvereine zu einer einheitlichen Bezeichnung zusammengefunden haben. 1879 – vor immerhin ca. 145 Jahren – war die genaue Vereinsbezeichnung noch nicht festgelegt. Die Gründung erfolgte wohl spontan am 21. Mai 1879. Schon am 30. Mai des gleichen Jahres findet man im Wiesbadener Tagblatt auf Seite 4 die Einladung zu einer Generalversammlung des „Vereins hiesiger Hausbesitzer und Interessenten".

Anzeige Tagblatt

Am 15. September 1879 – also im gleichen Jahr – wurde in Dresden der „Centralverband der Haus- und städtischen Grundbesitzer-Vereine Deutschland“ gegründet. Die Vertreter des Wiesbadener Vereins gehörten sofort zum damaligen Vorstand.


Namen des Vereins

In der Zeit von 1879 bis 1902 führte der Verein den Namen „Verein der Hausbesitzer und Interessenten“.

Mit dem Inkrafttreten des BGB im Jahre 1900 und der Neuregelung des Registerwesens aufgrund des Vereinsgesetzes wurde es notwendig, einen eingetragenen Verein zu bilden, der den Namen „Hausbesitzerverein Wiesbaden“ trug.

Im Jahre 1903 erfolgte die Verschmelzung mit der Schutzvereinigung der Grundbesitzer, so dass die Bezeichnung „Haus- und Grundbesitzerverein Wiesbaden e.V.“ entstand, unter der sich der Verein in Wiesbaden etablierte und in der Bürgerschaft der Stadt bekannt wurde. Diese Bezeichnung hatte dann immerhin 70 Jahre Bestand.

Seit Ende des 2. Weltkrieges war jedoch im Rahmen des Wiederaufbaus die Institution des Wohnungseigentums sehr stark in den Vordergrund getreten. In der ganzen Bundesrepublik übernahmen die Haus- und Grund-Vereine auch die Beratung und Betreuung der Wohnungseigentümer. Auf Veranlassung des Zentralverbandes wurde dies in der Umbenennung in „Vereinigung der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer Wiesbaden e.V.“ nach außen realisiert. Dieser sicherlich als Inhaltsangabe notwendige Name erwies sich jedoch als äußerst unpraktisch.

Schon immer suchten Interessenten im Telefonbuch oder in Adressverzeichnissen unter dem Stichwort „Haus und Grund“. Sie landeten dann oft bei Privatfirmen, Maklern oder Bauträgern, die mit dem Schlagwort Geld zu verdienen versuchten. Oder bei Vorortvereinen, die die obige, vom Zentralverband empfohlene Vereinsbezeichnung noch nicht übernommen hatten. Unter „V“ wie „Vereinigung“ suchte niemand! Dementsprechend hatten wir auch große Mühe, die frühere Adressangabe unseres Vereins in den in Wiesbaden seit den fünfziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts erschienenen Adressbüchern wiederzufinden.


[***]


Schon in der Ausgabe 1879/1880 fand sich unser Verein beispielsweise in schöner Nachbarschaft mit einem „Verein zum Schutze gegen schädliches Creditgeben“ und dem „Viehversicherungsverein“.


In den 90-er Jahren haben wir deshalb beschlossen, den bisherigen erläuternden Vereinsnamen nur noch als Untertitel beizubehalten und führen seitdem die Bezeichnung „Haus & Grund Wiesbaden“. Unter diesem Namen ist der Verein jederzeit in allen Verzeichnissen abrufbar.

.

Geschäftsstellen


Es interessiert selbstverständlich auch, wo Haus & Grund Wiesbaden insbesondere in seinen Anfangszeiten seine Aufgaben erledigt hat. Hier geben die alten Adressbücher Aufschluss.

Die erste Geschäftsstelle befand sich bis 1897 im Haus Schulgasse 10 (das „Storchennest“, das dann zu Gunsten von heute ebenfalls nicht mehr bestehenden Geschäftshäusern abgerissen wurde und auf dem sich heute das Karstadt-Kaufhaus befindet).

Danach wechselte man in das Haus Friedrichstraße 23 (heute das unbebaute „Dernsche Gelände“, unter dem sich eine große Tiefgarage befindet) und 1902 in das Haus De-Laspee-Straße 1.

Seit der Fertigstellung des eigenen Hauses im Juni 1905, nunmehr seit fast 110 Jahren, lautet die Adresse Luisenstraße 19.

Lediglich aufgrund der Zerstörung der Fassade im 2. Weltkrieg musste der Verein vorübergehend 1947 noch einmal seine Geschäftsstelle verlegen und befand sich im Haus Alexandrastraße 15.

.

Das Haus Luisenstraße 19


Schneider berichtete, dass im Jahre 1896 bereits erstmalig der Ankauf eines eigenen Geschäftshauses in Erwägung gezogen worden sei. Der Erwerb zerschlug sich jedoch. 1903 kaufte der Verein von der Deutschen Reichsbank das wohl noch unbebaute Grundstück Luisenstraße 19 in Wiesbaden. Eine siebenköpfige Baukommission unter Führung des Baumeisters Meurer errichtete ein sechsstöckiges Gebäude, das nach den neuesten Regeln der Technik gestaltet und mit einem Aufzug versehen wurde. 1904 erfolgte die Grundsteinlegung.


Haus alt
Das hier veröffentlichte Foto unseres Hauses zeigt, welch herrlich gegliederte Fassade im damaligen Stil des Historismus geschaffen wurde.

Die Einweihung fand 1905 statt.


Leider blieb gerade die schöne Fassade nicht erhalten. Obwohl Wiesbaden im ganzen erst 1944 und 1945 vom Bombenkrieg betroffen war, zerstörte schon im Jahre 1943 eine amerikanische Fliegerbombe ausgerechnet diese Fassade und den unmittelbar dahinter liegenden Bereich. Die Bediensteten und die Bewohner des Hauses überstanden den Angriff unverletzt im Luftschutzkeller. Die vorderen Räume waren einige Jahre lang unbenutzbar. Die Treppe, die nach hinten gelegenen Räume und der Seitenbau blieben jedoch erhalten.

Die Fassade wurde dann 1946 unter Leitung der aus dem Baugewerbe kommenden damaligen Vorstandmitglieder Emil Spitz und Heinrich Pauly wieder aufgebaut.

Wer die erste Nachkriegszeit miterlebt hat, weiß, dass es damals noch keine Baustoffe gab und als Baumaterial oftmals Trümmersteine Verwendung finden mussten. Nicht anders dürfte es beim Wiederaufbau unserer Fassade gewesen sein, die leider nicht mit der Vorgängerin konkurrieren kann.

Etwa 1956 wurde erstmalig ein großes blaues Transparent mit dem damaligen Namen des Vereins an der Fassade angebracht, das sich als Werbemittel bewährte.

In den letzten 25 Jahren haben wir uns weiter bemüht, das Haus zu erneuern und zu sanieren. So wurde 1991 ein neuer Aufzug eingebaut, 1994 das Dach erneuert (einschl. der im 5. Stock notwendig gewordenen Änderungen von Balkon und zurückliegender Fassade) und 1997 die Fassade wenigstens teilweise repräsentativer gestaltet, indem Erdgeschoss und 1. Stock mit polierten Granitplatten verblendet wurden und auch die Anbringung eines modernen Transparents mit dem Namen des Vereins erfolgte.

Haus neu

1999 erhielt auch unser Empfangsbereich einen attraktiven Granitboden und wurde in architektonisch reizvoller Weise mit einer neuen Empfangstheke und Schränken in Echtholz ausgestattet. In einem zweiten Schritt wurden dann 2001 auch die zur Luisenstraße hin gelegenen Beratungszimmer erneuert.

Vor ein paar Jahren erhielt der Hauseingangsbereich seinen neuen „Schliff“.

Auch die übrigen Gewerberäume sowie Wohnungen in unserem Geschäftshaus wurden immer wieder bei Freiwerden modernisiert und renoviert.

.

Mitteilungsorgane


§ 11 der heutigen Vereinssatzung bestimmt zum Mitteilungsorgan die vom Verein auf Vorstandsbeschluss jeweils bezogene oder herausgegebene Zeitschrift.
Von Anfang an bestand Bedarf an Informationen für die Mitglieder des Vereins. Ab 1891 wurde ein Wohnungsanzeiger herausgegeben, der die angebotenen Wohnungen und die Mietinteressenten den Vermietern wie den Mietern bekannt machte.
1893 erwog man bereits die Herausgabe eines eigenen Informationsorgans, das im Oktober des Jahres in einfacher Form als Erweiterung des Wohnungsanzeigers erstmalig erschien, eine echte Zeitschrift war dies jedoch noch nicht, zumal es bereits die Deutsche Städtezeitung als damaliges Organ des Zentralverbandes gab.
Schließlich erfolgte im Februar 1905 die Gründung eines eigenen Vereinsorgans, nämlich der „Wiesbadener Bürger = Zeitung, Organ des Haus- und Grundbesitzervereins e.V. Wiesbaden“, die am 6. Mai 1905 erstmalig und dann in etwa zweiwöchigen Abständen erschien. Dem Aufdruck auf dem Deckblatt nach handelte es sich um eine Zeitschrift für den Haus- und Grundbesitz, Bauwesen und städtische Angelegenheiten.
Diese Zeitschrift begleitete unseren Verein bis zu Gleichschaltung im Jahre 1933. Während der Nazizeit durfte sie nicht erscheinen und nach Kriegsende war die Unterhaltung einer eigenen Zeitschrift schon aus Kostengründen problematisch. Eine Neubelebung 1952 überstand nur knapp drei Jahre. Die Zeitschrift wurde 1955 eingestellt.
Seit April 1948 gab der Landesverband Hessischer Haus- und Grundbesitzervereine die neue Zeitschrift „Haus und Grundbesitz“ heraus, die auch Haus & Grund Wiesbaden alsbald abonnierte. Der monatliche Bezugspreis belief sich auf 0,50 Reichsmark zzgl. 0,04 RM Postzustellungsgebühr. Ob der Bezug weitergeführt wurde, während auch die Bürgerzeitung wieder erschien, konnten wir nicht feststellen. Wir glauben aber, dass der Bezug nebeneinander lief. Die Zeitschrift „Haus und Grundbesitz“ bezog der Verein für alle Mitglieder bis 1977.
Danach wurde auf Mehrheitsbeschluss des Vorstandes die Zeitschrift des Frankfurter Vereins, nämlich „Privates Eigentum“ zum Vereinsorgan erklärt. Als man jedoch auf eine Fusion des Frankfurter Blattes mit dem Landesverbandsblatt drängte, ergaben sich Meinungsverschiedenheiten.
1997 wechselte unser Verein wieder zu „Haus und Grundbesitz“ (heute inzwischen „Haus & Grund“). Zahlreiche hessische Vereine folgten diesem Beispiel.

.

Mitgliederzahlen

Die alten Quellen sind naturgemäß lückenhaft. Man hört, dass der Verein „guten Zulauf“ habe. Karl Schneider muss noch Quellen gehabt haben. Er berichtet nämlich, dass bereits im Gründungsjahr 800 Mitglieder dem Verein beigetreten sind und sich diese Zahl im Jahre 1882 auf 1000 und bis 1891 auf 1134 erhöht habe. Das Wiesbadener Adressbuch von 1907/08 druckt neben der Adresse und den Namen der Vorstandsmitglieder den Hinweis „über 2.300 Mitglieder“.
Dann hört man zu den Mitgliederzahlen wieder mehrere Jahrzehnte nichts. 1945 richtet Heinrich Glücklich die Aufforderung zur Neuwahl des Vorstandes an 1668 verbliebene Mitglieder.
Der Bericht über das Geschäftsjahr 1956 weist mit Stolz auf einen Zuwachs von 300 Mitgliedern in einem einzigen Jahr hin und gibt die Mitgliederzahl mit 1880 an. Im März 1962 hatte der Verein 2460, nach dem Amtsantritt des Geschäftsführers Seidel im Januar 1964 2549 Mitglieder. Danach stagnierte das Wachstum. 1968 wird wieder die Mitgliederzahl 2460 angegeben.
Erst etwa 1984 begann ein erheblicher Zulauf. Im September 1989 konnte der Beitritt des 3000-sten und im April 1996 der Beitritt des 4000-sten Mitglieds gefeiert werden. Seither hat sich der Anstieg verlangsamt, aber zwischenzeitlich kann unser Verein fast 5000 Mitglieder zählen.
Damit gehört Haus & Grund Wiesbaden mit zu den größten Vereinen im Landesverband Hessen.

.

(Ehemalige) VORSITZENDE


Alexander Meier (1879-1882)

Alexander Meier

Dieser Gründungsvorsitzende war im Immobilienwesen der Stadt Wiesbaden äußerst aktiv. Er wirkte als Stadtverordneter und Mitglied des Zentralverbandsvorstandes. Wegen starker ehrenamtlicher Inanspruchnahme gab er sein Amt nach wenigen Jahren wieder ab.

*

Hermann Rühl (1882-1901)

Hermann Rühl

Die Adressbücher ab 1882 erwähnen ihn unter verschiedenen Adressen als Cigarrenfabrikant. Das war offensichtlich ein lohnendes Gewerbe, wie Anzeigen im Wiesbadener Tagblatt zeigen. Später begegnet er uns als Generalagent einer Versicherung. Auch er war Stadtverordneter und im Zentralverbandsvorstand.

*

Christian Kalkbrenner (1902-1921)

Christian Kalkbrenner

Die Bücher bezeichnen ihn als Fabrikant. Kalkbrenner hatte in der Friedrichstraße einen schon von den Vorfahren übernommenen Betrieb zur Herstellung von Öfen und ähnlichen eisernen Geräten. Auch er war im Bereich der Stadt Wiesbaden als Stadtverordneter aktiv und gehörte dem Gesamtvorstand des Zentralverbandes an.

*

Heinrich Hartmann (1921-1932)

Heinrich Hartmann

Der Verdienst dieses Vorsitzenden liegt darin, dass er den Verein durch die Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg laviert hat. Wiesbaden war als Brückenkopf für das linke Rheinufer zunächst von den Franzosen besetzt. Einquartierungen waren die Regel. Die Geldnot vieler Mieter nach dem Kriege brachte auch ihre Vermieter oftmals um Hab und Gut. Die Inflation brachte den Verein an den Rand des finanziellen Zusammenbruchs. Nur mit Geschick und Beharrlichkeit ließ sich das Haus Luisenstraße 19 für den Verein halten. Auch Hartmann war als Stadtverordneter aktiv – wie es überhaupt zum guten Ton gehörte, dass Vorstände als Mitglieder der Bürgerpartei in das Stadtparlament einzogen. Ob das auch möglich gewesen wäre, wenn die Fünfprozentklausel damals schon gegolten hätte, ist unbekannt. Hartmann – wohl im Ruhestand lebender Vertreter des öffentlichen Dienstes – wurde von den Nationalsozialisten mit erfundenen Beschuldigungen in übler Weise aus dem Amt gedrängt.

*

Karl Schneider (1932-1933 und 1954-1956)

Karl Schneider

Dieser Vorsitzende war ein begeisterter Repräsentant von Haus & Grund. Von Beruf Telegrafenoberinspektor, war er auf den ersten Blick nicht der geborene Vorsitzende. Er übernahm jedoch oftmals die Bewältigung schwieriger Arbeiten. Als Wegbegleiter von Heinrich Hartmann betreute er die vom Verein in den zwanziger Jahren gegründete Steuerberatungsstelle. Als die Nazis Heinrich Hartmann mit falschen Anschuldigungen aus dem Amt brachten, schaffte er 1932 noch einmal eine demokratische Wahl, wurde dann etwa ein halbes Jahr später jedoch durch die Gleichschaltung aus dem Amt entfernt. Als im Jahre 1954 Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Vorsitzenden auftraten, sprang er erneut für zwei Jahre ein. Sein Schwerpunkt waren die Finanzen. So wirkte er jahrelang bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein als Schatzmeister des Zentralverbandes.

*

Heinrich Glücklich (1945-1954)

Heinrich Glücklich

Dieser Vorsitzende war sozusagen der Mann der ersten Stunde nach dem verlorenen Bombenkrieg. Als erfolgreicher Kaufmann und Stadtrat der demokratischen Zeit hatte er einen guten Ruf. Auf sein Betreiben legte der von den Nazis eingesetzte „Vereinsführer“ sein Amt nieder und übertrug seine Befugnisse in schriftlicher Urkunde auf ihn. Glücklich setzte einen demokratischen Wahlvorgang an, indem er an 1668 noch verbliegende Mitgliedern Rundschreiben mit einer Vorschlagsliste für den neuen Vorstand verschickte und zu Alternativvorschlägen aufforderte. Über 400 Mitglieder stimmten daraufhin schriftlich für seine Wahl als Vorsitzender. Bis zu seiner Amtsniederlegung 1954 wurde er in den jährlichen Hauptversammlungen immer wieder bestätigt. Heinrich Glücklich hat den Verein und seine Mitglieder durch die schlimmsten Zeiten der Wohnraumzwangsbewirtschaftung, der Wohnungsnot und der Ruinen nach dem Zweiten Weltkrieg ähnlich erfolgreich gesteuert wie Heinrich Hartmann in den zwar anders gearteten, aber ähnlich belastenden Problemen nach dem Ersten Weltkrieg.

*

Willy Spannaus (1956-1960)

Willy Spannaus

Mit diesem Vorsitzenden trat wieder einmal ein Vertreter der Schornsteinfeger an die Vereinsspitze. Die Fotos aus dieser Zeit zeigen, dass aufgrund des Wirtschaftswunders wieder ein erster Wohlstand eingekehrt war. Der Wiesbadener Verein war Gastgeber des Zentralverbandes zum Verbandstag 1956. Leider verstarb Willy Spannaus sehr früh 1960.

*

Gustav Müller (1960-1966)

Gustav Müller

Müller hatte – als Direktor bereits im Ruhestand – das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden in den fünfziger Jahren übernommen und fand sich bereit, die durch den Tod von Willy Spannaus entstandene Lücke auszufüllen. In seine Amtszeit fällt die Neonbeschriftung der Fassade mit dem damaligen Vereinsnamen. Er trieb auch die Findung eines hauptamtlich tätigen Geschäftsführers erfolgreich voran und stellte den Volljuristen Assessor Roland Seidel ein.

*

Hans Olsson (1966-1970)

Hans Olsson

Altersbedingt hatte Gustav Müller in den letzten Jahren seiner Amtstätigkeit auf Wahl eines neuen Vorsitzenden gedrängt. 1966 wurde daraufhin sein bisheriger Stellvertreter, der Elektromeister Hans Olsson, zum Vorsitzenden gewählt. In seine Vorstandszeit fällt die Verkleinerung des Gesamtvorstandes von 15 auf 6 Personen. 1970 trat Olsson wegen Arbeitsüberlastung von seinem Amt zurück.

*

Ludwig Schneider (1970-1984)

Ludwig Schneider

Der Berufsschullehrer und Oberstudienrat Ludwig Schneider war bereits seit Jahren im Vorstand tätig und hatte sich als Beisitzer durch die Übernahme von Sonderaufgaben verdient gemacht. Schneider musste sich mit Problemen innerhalb des Vereins auseinandersetzen, die aus unterschiedlichen Auffassungen über den Umgang mit der Sanierung des Bergkirchengebietes herrührten. Die heftigen Auseinandersetzungen in den Jahreshauptversammlungen legten sich jedoch 1972. Der Verein litt unter den im Gefolge der Studentenbewegung von 1968 und vor allem den von Radikalen in Berlin verübten Tätlichkeiten. Man ging weitestgehend „auf Tauchstation“. Auf Vorschlag Schneiders beschloss der Vorstand mehrheitlich, das 100-jährige Jubiläum des Vereins zu übergehen, um kein Aufsehen zu erregen. 1983 erkrankte Ludwig Schneider plötzlich schwer und verstarb an seinem 70. Geburtstag, dem 5. Februar 1984.

*

Richard Streim (1984-2011)

Richard Streim

Am 29. März 1936 in Wiesbaden geboren, blieb er immer überzeugter Wiesbadener und wohnt seit seiner Geburt in der Rheinstraße. In Wiesbaden besuchte er auch nach der Grundschule das Staatliche Gymnasium und Realgymnasium (heute: Diltheyschule) von April 1946 bis März 1955. Nach dem Abitur am 02. März 1955 folgte das Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten München und Mainz in den Jahren 1955 bis 1961. Als Rechtsanwalt wurde Richard Streim im Januar 1966 zugelassen, zum Notar bestellt wurde er im April 1976.

Das Leben von Richard Streim ist geprägt durch seine mannigfaltigen ehrenamtlichen Tätigkeiten. In den Jahren 1970 bis 1973 war er im Vorstand des Wiesbadener Anwaltvereins, ein Vorstandsamt bekleidete er auch in den Jahren 1974 bis 1976 im Juniorenkreis bei der Industrie- und Handelskammer in Wiesbaden. 1975 wurde er - als Vater von drei Kindern - in den Stadtelternbeirat der Landeshauptstadt Wiesbaden berufen, dem er bis 1979 als stellvertretender Vorsitzender und in der Zeit von 1979 bis 1987 als Vorsitzender vorstand.

Seit 1976 ist Richard Streim Vorstandsmitglied von Haus & Grund Wiesbaden, wurde 1983 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und von 1984 bis 2011 Vorsitzender von Haus & Grund Wiesbaden. In der Jahreshauptversammlung am 23. Mai 2011 wurde Richard Streim zudem als Ehrenvorsitzender ernannt. An diesem Tage trat er nach 35 Jahren Vorstandsarbeit (davon 27 Jahre als Vorsitzender) altersbedingt zurück und übergab das Amt seinem Nachfolger Wilfried Woidich.

Von 1991 bis 2006 war er zudem Vorsitzender des Landesverbandes Haus & Grund Hessen. Den Rechtsausschuss des Zentralverbandes Haus & Grund Deutschland leitete er in den Jahren 1998 bis 2007. Eine Wahlperiode von drei Jahren lang war er auch Vizepräsident des Zentralverbandes.

Sein wichtigstes Augenmerk galt immer der Vertretung der Interessen der Haus- und Grundeigentümer, sei es auf Wiesbadener Vereinsebene, auf der Landesebene oder aber im Bundesvorstand. Wenn es um die privaten Haus- und Grundbesitzer geht, kannte er kein Pardon. Oftmals von der Gesetzgebung und der Rechtsprechung allein gelassen, bedarf es auch noch heute für die Haus- und Grundbesitzer einer starken und kämpferischen Vertretung. Dass es hierbei auch zu Auseinandersetzungen mit den Vertretern der Landeshauptstadt Wiesbaden kommen konnte, ließ ihn nicht von dem unermüdlichen Auftreten für unsere Belange abhalten. Die Haus- und Grundeigentümer haben ihm viel zu verdanken.

Für sein vielfältiges Wirken zum Wohle der Allgemeinheit wurde ihm im Jahre 2002 sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen!

*

Wilfried Woidich (seit 2011)

Wilfried-Woidich.png

Am 14.11.1949 im Rheingau geboren, besuchte er die Grundschule in Walluf und machte am Rheingau-Gymnasium in Geisenheim Abitur. Danach rief der "Bund".

Er schloss als Leutnant der Reserve ab. 1972 bis 1980 absolvierte er sein Jurastudium und seine Referendarzeit und schloss mit dem großen Staatsexamen ab.

1981 bewarb er sich bei unserer Vereinigung und trat am 15.03.1981 als Geschäftsführer in den Dienst von Haus & Grund Wiesbaden.

Er brachte alsbald die Geschäftsstelle auf Vordermann. Als ehrenamtlicher Damen-Handballtrainer verstand er es auch bei Haus & Grund, unsere Mitarbeiterinnen zu einer Mannschaft zusammenzuschweißen.

Seine Tätigkeit bei uns wirkte sich auf die Entwicklung des Vereins außerordentlich positiv aus. Gehörten 1981 dem Verein 2100 Mitglieder an, so hat sich die Mitgliederzahl bis heute auf knapp 5000 erhöht.

Seit 1983 war Wilfried Woidich in die jeweiligen Mietspiegel-Verhandlungen eingebunden und organisierte die entsprechenden Befragungen unserer Mitglieder.

1989 war er an der Vorbereitung und Durchführung des 110-jährigen Jubiläums des Vereins (Ersatz für das ausgefallene 100-jährige Jubiläum) maßgeblich beteiligt. Auch unser großes Jubiläum in 2004 - das 125-jährige Bestehen unseres Vereins – hat er wesentlich geprägt.

Die Sanierung unseres Vereinshauses und vor allem die repräsentative Erneuerung der Geschäftsstelle hat er verantwortlich organisiert und gestaltet.

1997 wurde er in einer Kampfabstimmung, jedoch mit großer Mehrheit, in den Vorstand berufen und amtierte bis 2011 als stellvertretender Vorsitzender. Am 23.05.2011 wurde er dann nach dem Rücktritt von Richard Streim zum 1. Vorsitzenden unserer Vereinigung gewählt.

Wegen seiner vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt Wilfried Woidich am 25.05.2000 vom Ministerpräsidenten des Landes Hessen sogar den Landesehrenbrief überreicht!

.

Geschäftsführung


Der Bedarf an der Führung der Vereinsgeschäfte war von Anfang an vorhanden. Zunächst konnte sich der Verein sicherlich keinen hauptamtlichen Geschäftsführer leisten.

Das Wiesbadener Adressbuch 18779/1880 erwähnt den Metzger Bernhard Baer als Geschäfts- und Schriftführer. Offensichtlich hat man den Schriftführer zunächst immer auch als Geschäftsführer angesehen.

Die Zuständigkeit wechselte mit dem Schriftführeramt. 1883/1884 wird Christian Louis Häuser und 1884/1885 Friedrich Knefeli erwähnt.

Mit dem Wachsen des Vereins wuchsen auch die Aufgaben. Mindestens ab 1906, als der Verein in das eigene Haus umgezogen war, wurde ein hauptamtlicher „Direktor“, Gustav Cramer, eingestellt. Man begegnet ihm in Vereinsveröffentlichungen. Bei der Hessischen Landesbibliothek liegt ein von ihm verfasster Bericht über das Vereinsjahr vom 1. April 1910 bis 31. März 1911 vor, welcher erstaunlichen Aufschluss über die Ähnlichkeit der Probleme des Haus- und Grundeigentums von damals und heute wiedergibt.

Der 1. Weltkrieg brachte viele Haus- und Grundeigentümer an den Bettelstab. Wer sein Haus trotz der Mietausfälle aufgrund des Militärdienstes vieler Mieter hatte retten können, sah sich nicht in der Lage, nennenswerte Beiträge zu leisten. Aus diesem Grunde begegnen uns in den 20-er und 30-er Jahren keine hauptamtlichen Geschäftsführer.

1932, mit der Wahl Karl Schneiders zum Vorsitzenden, bestellte die Mitgliederversammlung den schon seit 1925 für den Verein aktiven Carl Hessemer zum 2. Vorsitzenden und „Geschäftsführer“. Hessemer konnte sich jedoch kaum mehr entwickeln, weil 1933 die Nationalsozialisten den Vorstand entmachteten und eine Geschäftsführung nicht mehr stattfand. Protokolle der Hauptversammlungen von 1940 und 1942 erwähnen zwar einen Vereinsgeschäftsführer Schneider, aber dieser war nicht mit dem demokratisch gewählten Vorsitzenden identisch und offensichtlich ein reiner Befehlsempfänger der gleichgeschalteten nationalsozialistischen Verbandsorganisation.

Bei der Schrumpfung der Mitgliederzahlen im und nach dem 2. Weltkrieg war es nicht verwunderlich, dass man einen hauptamtlichen Geschäftsführer nicht bezahlen konnte. Dies wird in der Vorstandssitzung von Februar 1957 ausdrücklich herausgestellt. Dabei meinte man wohl einen Volljuristen. Denn der Jahresbericht für 1956 stellte im November 1957 fest, dass die Beratung der Mitglieder durch Herrn Streck ausgeführt werde. Später wurde der Sohn des neu gewählten Vorsitzenden Willy Spannaus als Geschäftsführer tätig, kümmerte sich aber mehr um die damals noch ausgeführte Hausverwaltung, mit der er sich unter Mitnahme zahlreicher Hausverwaltungsmandate schließlich selbständig machte.

Ähnlich ging es dem Verein mit dem nachfolgenden gelernten Rechtsanwaltsgehilfen Haribert A. Muno, der 1962/1963 als Geschäftsführer tätig war und sodann dem Verein erneut Hausverwaltungsmandate entzog.

Schließlich gelang es im Dezember 1963 vom Landesverband den Volljuristen Roland Seidel als Geschäftsführer zu übernehmen, der fortan als Syndikus firmierte. Seidel sah seinen Schwerpunkt in der Beratung, die er 17 Jahre lang erfolgreich praktizierte. Die Protokolle befassen sich aber immer wieder kritisch mit der Hausverwaltung. Nach langen Auseinandersetzungen mit den für den Verein tätigen Personen fasste der Vorstand im März 1973 den Entschluss, die Hausverwaltung aufzugeben.

Roland Seidel musste aus gesundheitlichen Gründen seine Geschäftsführertätigkeit im Jahre 1980 beenden. Im Frühjahr 1981 konnte der Vorstand aus einer Reihe von Bewerbern den Rechtsanwalt Wilfried Woidich als Geschäftsführer verpflichten. Die Auswahl erwies sich als Glücksgriff! Er managt den Verein seit nunmehr über 40 Jahren erfolgreich und ist seit 2011 auch 1. Vorsitzender von Haus & Grund Wiesbaden.


Vorstandszusammensetzung


Die früheren Adressbücher berichten von vier Vorständen, nämlich dem Vorsitzenden, dem Stellvertreter des Vorsitzenden, dem Geschäfts- und Schriftführer sowie dem Cassirer und „20 Beisitzern“. Anscheinend waren Wasserkopfvorstände zu früheren Vereinszeiten üblich. Spätere Adressbücher erwähnen allerdings nur noch „12 Beisitzer“. Die Satzung von 1921, die immerhin bis 1937 und dann noch einmal von 1945 bis 1951 gegolten hat, bestimmt ebenfalls, dass neben einem sechsköpfigen engeren Vorstand noch weitere „15 Mitglieder“ dem Gesamtvorstand angehören sollten. Daran änderte auch die Satzung von 1951 nichts. Erst im Jahre 1967 setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Wasserkopf nicht effektiv sei. Die Mitgliederversammlung beschloss, künftig nur noch sechs hauptamtliche Vorstandsmitglieder zu wählen, deren Amtszeit jeweils drei Jahre beträgt. In jedem Jahr läuft die Amtszeit zweier Vorstände aus. Bei vorzeitigem Ausscheiden erfolgt eine Nachwahl nur für die restliche Amtszeit. Die Bezeichnung der Vorstandsämter hat sich nicht geändert, wenn man davon absieht, dass der Cassirer des obigen Musters jetzt als Schatzmeister bezeichnet wird. Die beiden weiteren Vorstandsmitglieder sind Beisitzer.


Vorstand (1929) Vereinsvorstand im Jahre 1929

Vorstand (1989) Vereinsvorstand im Jahre 1989

Vorstand (heute) Vereinsvorstand im Jahre 2014